Die im Sold des britischen Königs im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfenden Truppen aus Hessen-Kassel sind dies- und jenseits des Atlantiks fest im kollektiven Gedächtnis verankert, sei es als „Hessian Mercenaries“ oder schlicht „Hessians“, sei es als die „verkauften Hessen“. Der 250. Jahrestag der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 2026 bietet den Anlass, sich näher mit der Beziehungsgeschichte zwischen dem Raum des heutigen Bundeslandes Hessen und Nordamerika auseinanderzusetzen. Dabei wird es nicht nur um den erwähnten Militäreinsatz oder die mehr oder weniger bekannten Auswanderungsbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts gehen. Vielmehr sollen auch die vielfältigen Aspekte eines transatlantischen Transfers in Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft in den Blick genommen werden – und das „vice versa“, also ausdrücklich in beide Richtungen.
Tatsächlich kann Hessen hier mit einigen Besonderheiten aufwarten, die man bei einem Binnenland zunächst nicht erwarten würde. Im 17. und 18. Jahrhundert waren zunächst die dynastischen und politischen Verbindungen in die Niederlande und nach Großbritannien ebenso wichtig wie die sich teilweise daraus ergebenden wirtschaftlichen und religiös-konfessionellen Kontakte. Der Einsatz im Unabhängigkeitskrieg sorgte dann dafür, dass rund 5 % der Bevölkerung in der Landgrafschaft Hessen-Kassel Überseeerfahrung hatten, Amerika mithin kein abstrakter Sehnsuchtsort mehr war, sondern fast jeder jemanden kannte, der über die Neue Welt aus eigener Anschauung berichten konnte.
Im Rahmen des Projekts wird ein Bogen gespannt, der nicht nur die Anfänge der hessisch-amerikanischen Beziehungen umfasst, sondern deren Entwicklung im Verlauf der vergangenen 250 Jahre in den Blick nimmt. Dies geschieht im Rahmen einer Tagung im Forschungskolleg Humanwissenschaften (Reimers-Stiftung) in Bad Homburg v. d. H. am 21. und 22. November 2025. Hier werden Fachbeiträge aus den Bereichen Religion und Politik, Kultur und Musik, Kunst und Literatur sowie Ökonomie und Kurwesen diskutiert werden.
Einen zweiten Schwerpunkt bilden das illustrierte Begleitbuch, dessen Grundlage die Tagungsbeiträge liefern, sowie die Wanderausstellung, die im Jahr 2026 an verschiedenen Orten in Hessen präsentiert werden wird.
Beteiligt an diesem Projekt sind neben dem Hessischen Institut für Landesgeschichte Marburg die Hessische Landeszentrale für politische Bildung sowie der Hochtaunuskreis.