In den Jahren 2023 und 2024 förderte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) den Aufbau einer GND-Agentur für Hessen (Projekttitel). Die am HIL angesiedelte, von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) als „in der Gründungsphase“ geführte Servicestelle unterstützte die hessischen Kultureinrichtungen bei der Anreicherung ihrer Erschließungshilfen mit Normdaten. Ziel war und ist, die Ergebnisse der Erschließungsarbeit auffindbar (Findable), zugänglich (Accessible), interoperabel (Interoperable) und nachnutzbar (Reusable) zu machen und so der vielfach geforderten Anwendung der FAIR Data PrinciplesÖffnet sich in einem neuen Fenster zu entsprechen.
Das HIL gehörte bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung zu den größeren Produzenten von Normdaten im deutschsprachigen Raum. Im Kontext der Arbeiten am Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen LAGISÖffnet sich in einem neuen Fenster sowie am Portal Hessische Parlamentarismusgeschichte Öffnet sich in einem neuen Fensterhatte es nahezu 7.500 Normdatensätze angelegt. Auch verfügte das HIL schon damals über wesentliche Voraussetzungen für den Betrieb einer auf allen von der DNB identifizierten Aufgabenfeldern einer GND-AgenturÖffnet sich in einem neuen Fenster. Zu nennen sind:
- die Anbindung an einen Bibliotheksverbund (HeBIS) ist gewährleistet
- eine ISIL-Kennung liegt vor
- es bestehen langjährige und umfangreiche Erfahrungen in der Redaktionsarbeit
- GND-geschultes Personal ist vorhanden
- GND-Erfassungssoftware ist im Einsatz (WinIBW + Online-Formular)
- es besteht ein breites Netz an Partnerschaften (Archive, Landesdenkmalpflege, AG Hessische Bibliographie – Landesbibliotheken, Hessen Kassel Heritage, zahlreiche Kommunen, …)
- Expertise für technische Dienste liegt vor (diverse Verfahren zur automatisierten Anreicherung bestehender Kataloge und Datenbanken)
Hauptzielgruppe der Servicestelle waren die nicht-bibliothekarischen Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen. Im Aufgabenfeld Community-Arbeit und Beratung erfolgte die Unterstützung projektbezogen, d.h. im Rahmen von Vorhaben, die in einem ersten Förderprogramm zum Aufbau eines hessischen Kulturgutportals Mittel erhalten hatten.
Im Bereich Gremienarbeit und Organisation hat sich das HIL u.a. in der Interessengruppe (IG) ArchivÖffnet sich in einem neuen Fenster engagiert. Dabei konnte der für die Agentur im Aufbau tätige Mitarbeiter Simon Göllner seine Expertise nicht zuletzt in die am 28. Januar 2025 erschienene Publikation Die GND im Archiv : Handreichung zur Nutzung von NormdatenÖffnet sich in einem neuen Fenster einbringen. Daneben haben die HIL-Mitarbeiter Niklas Alt und Stefan Aumann das Portfolio von Dienstleistungen der Agentur durch die Mitarbeit in einer im Rahmen der Task Area 2 des NFDI4Memory-Konsortiums gegründeten AG ergänzt, die sich mit Fragen der Normierung historischer Ortsdaten beschäftigt.
Für die Aufgabenfelder Redaktion und Datendienste konnte das HIL sich umfassende Kenntnisse aneignen, wozu der Einsatz von Werkzeugen wie OpenRefine oder die Entwicklung von Anwendungen, die die SRU-SchnittstelleÖffnet sich in einem neuen Fenster (SRU = Search/Retrieve via URL) der DNB oder die lobid-gnd APIÖffnet sich in einem neuen Fenster nutzen, gehören. Besonderer Erwähnung bedürfen zwei Vorhaben in diesem Kontext: Zum einen die Mitarbeit in dem gemeinsam mit der Hochschul- und Landesbibliothek Rhein-Main durchgeführten Projekt Kulturgut mit Wissen vernetzen, in dessen Verlauf rund 32.000 Stammdatensätze des proprietären Sacherschließungssystems der Hessischen Bibliographie in Normdaten der Gemeinsamen Normdatei überführt wurden und so mehrere hunderttausend Literaturtitel „GNDisiert“ und damit anschlussfähig gemacht werden konnten (siehe die Nachricht über den ProjektabschlussÖffnet sich in einem neuen Fenster). Zum anderen die Vorbereitung eines annähernd 17.000 bisher nicht vorhandener, also neu anzulegender Personendatensätze umfassenden Batch-Imports in die GND mit Daten aus der Künstlerdatei des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Foto Marburg (DDK). Der Aufbereitung im Format MARC21-XML waren umfassende Recherchen vorausgegangen. So mussten für jede Berufsangabe, für jeden Geburts- oder Sterbeort einer Person die zugehörigen GND-Identifikatoren ermittelt werden; außerdem waren die in den Ausgangsdaten oft lückenhaften bzw. ungenauen Angaben zu Geburts- und Sterbedaten oder Wirkungszeiträumen GND-konform aufzubereiten, Ländercodes den Herkunftsangaben zuzuweisen, Systematikstellen zu recherchieren und Verweise in die GND-Ontologie in jeden einzelnen für den Batch-Import vorbereiteten Datensatz aufzunehmen.
Die Arbeiten sollen fortgesetzt werden. Derzeit ist das HIL dabei, Expertise beim Einsatz von Large Language Models (LLMs) für die Eigennamenerkennung und teilautomatisierte Normdatenerschließung in wenig bis mäßig strukturierten Daten aufzubauen. Im Rahmen seiner Vermittlungstätigkeit beteiligt sich das Institut seit 2022 regelmäßig an der Vorlesung „Datenmanagement in den Geistes- und Sozialwissenschaften“ des am Marburg Center for Digital Culture and Infrastructure (MCDCI) angesiedelten Masterstudiengangs Cultural Data Studies mit Beiträgen über die Rolle von Normdaten der GND bei der Vernetzung heterogener und verteilter Informationsressourcen.