Arbeitskreis Ordensgeschichte 2022 bei seiner Tagung in Vallendar

Der Arbeitskreis Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert tagte vom 18.-20 Februar 2022

Am Institut für Theologie und Geschichte religiöser Gemeinschaften (IRG) der Vinzenz Pallotti University in Vallendar tagte der Arbeitskreis erstmals ohne seinen Gründer P. Joachim Schmiedl, der am 10. Dezember 2021 überraschend verstarb. Die 25 in Vallendar versammelten Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden besuchten zusammen das Grab von P. Schmiedl auf dem Berg

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Die Referate zu verschiedenen Aspekten der modernen Ordensgeschichte wurden von Gisela Fleckenstein (Speyer) moderiert und von den Teilnehmenden intensiv diskutiert. Die Tagung konnte – wenn auch unter Corona-Auflagen – in Präsenz stattfinden.

Ulrich Ritzerfeld und Roswitha Kraatz vom Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde Marburg stellten im Rahmen der Tagung eine Erweiterung des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (https://www.lagis-hessen.de) in Bezug auf die Neugründungen von katholischen Ordenseinrichtungen und Einrichtungen der Diakonissen vor. Insgesamt wurde 376 Orte mit katholischen Ordensniederlassungen und 589 Orte mit diakonischen Einrichtungen sorgfältig in das Datenbanksystem eingespeist. Die religiösen Ordensneugründungen des 19. Jahrhunderts stellten sich in unterschiedlicher Form den sozialen Problemen und Herausforderungen der Neuzeit. Katholische Frauenkongregationen und evangelische Diakonissen arbeiteten in der Krankenversorgung, Kinder-, Alten und Armenbetreuung sowie im Bildungsbereich. Sie ergänzten sich, konnten aber auch in Konkurrenz zueinander treten. Das Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen eignet sich in besonderer Weise für eine vergleichende Gegenüberstellung der Aktivitäten unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Nach dem Deutsch-Deutschen Krieg 1866 gelangten das Kurfürstentum Hessen (Residenzstadt Cassel), das Herzogtum Nassau (Residenzstadt Wiesbaden), die Freie Stadt Frankfurt und die bayerischen Ämter Gersfeld und Orb unter preußische Herrschaft. Das Großherzogtum Hessen bewahrte seine Selbstständigkeit bis 1918, der Freistaat Waldeck sogar bis 1929. Welchen Umgang pflegte man in den Staaten mit den Angeboten der christlichen Gemeinschaften, welche Veränderungen werden durch die Industrialisierung und im Kulturkampf hervorgerufen, welche Rolle spielten Gründerpersönlichkeiten oder Mäzene und welche Konzepte erfuhren den größten Zuspruch? Das Informationssystem lässt vielfältige Abfragemöglichkeiten zu. Besonders eindrucksvoll sind kartographische Darstellungen, die zeigen, dass die genannten Einrichtungen u.a. mit Kindergärten, Schulen, Krankenpflege den Fortschritt auch in den ländlichen Bereich brachten und nicht nur auf die Not in den Zentren der Industrialisierung reagierten.

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