Mikwe Schaafheim

Eine Mikwe in Schaafheim

Am 2. Juli fand in Schaafheim die Ortsbegehung eines Kellers statt, in dem sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Mikwe befand, ein rituelles Reinigungsbad, das von Mitgliedern der dortigen jüdischen Gemeinde genutzt wurde. Im Rahmen des Termins wurde der Keller mit einem 3D-Scanner erfasst.

In Schaafheim lebten bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) Jüdinnen und Juden, die im 19. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde mit bis zu 65 Mitgliedern (1849) bildeten. Diese bestand bis in die Zeit des Nationalsozialismus. Die 1840 eingeweihte Gemeindesynagoge wurde während des Pogroms vom November 1938 demoliert und 1953 abgerissen.

Im Rahmen der Recherchen für das Projekt „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“ rückten auch die rituellen Reinigungsbäder (Mikwen) der jüdischen Gemeinde in den Blick, von denen sich eine um 1800 im Haus der christlichen Familie Krautwurst in der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße 23 befand. Angestoßen durch die neuerlichen Recherchen und durch Eicke Meyer vom Heimat- und Geschichtsverein Schaafheim vorangetrieben, fand am 2. Juli eine Ortsbegehung des Kellers statt, für die die Hauseigentümerin Simone Daeschner bereitwillig die Türen öffnete.

An der Begehung nahmen neben Eicke Meyer, Thomas Brand (beide HGV Schaafheim) und dem Schaafheimer Bürgermeister Daniel Rauschenberger, Wolfgang Fritzsche und Christian Seitz vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden sowie Rahel Blum (Frankfurt am Main) und Daniel Ristau (Marburg/HIL) vom Gedenkbuch-Projekt teil. Dabei bestätigte sich der Befund einer auch durch Archivunterlagen auf dem Grundstück ausgewiesenen Mikwe nach vorläufigem Erkenntnisstand. Trotz der 1826 erlassenen Anordnung zur Schließung aus sanitätspolizeilichen Gründen, war das Frauenbad auch in den Folgejahren weiterhin genutzt worden – bis wann genau, ist bislang nicht bekannt.

Neben der fotografischen Erfassung des Komplexes fertigte Herr Seitz einen 3D-Scan des Kellers an, der weitere Analysen der baulichen Situation eröffnet und die virtuelle Präsentation ermöglicht.

Den bisherigen Forschungsstand zu den Schaafheimer Mikwen hatte Eicke Meyer bereits im Vorfeld in einem kleinen Aufsatz zusammengefasst, der online abgerufen werden kann: Die MikweÖffnet sich in einem neuen Fenster – ein Wasserloch mit Geschichte, in: Scheffemerisches (2025), Nr. 30. 

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