Ansicht der Anwendung Urkataster+ mit der geöffneten Katasterkarte des Offenbacher Stadtteils Bürgel

Praktikum im Hessischen Institut für Landesgeschichte

Ein Bericht von Matthias Schichtel.

Das Hessische Institut für Landesgeschichte (HIL) bietet die Möglichkeit an, Praktika zu absolvieren und ermöglicht es so auch Studierenden, Einblicke in ein Berufsfeld des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens zu erhalten. Der nachfolgende Bericht wurde im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums im HIL im September 2023 erstellt und geht auf einige Arbeitsbereiche ein, in die ich Einblick erhalten habe.

Das Landesgeschichtliche Informationssystem LAGIS stellt Informationen zur Landesgeschichte und Landeskunde Hessens in themenbezogenen Kategorien zur Verfügung. Die Kategorie „Atlanten und Karten“ gliedert sich wiederum in mehrere Module. Eines dieser Module ist die interaktive Kartenanwendung „Urkataster+“. Bei dieser kartografischen Anwendung wird historisches Archivmaterial aus dem 18. bis 20. Jahrhundert in Form von (Ur-)Katasterkarten zur Verfügung gestellt. Katasterkarten, als Vorläufer von Liegenschaftskarten, stellen parzellengenaue Aufnahmen zur Dokumentation von Grundeigentum mit Zweck der Besteuerung dar. Durch eine Georeferenzierung dieser Katasterkarten auf heutige Karten lässt sich die Entwicklung einzelner Grundstücke mit einer hohen Genauigkeit darstellen. In der Anwendung „Urkataster+“ wurde dies bereits für rund 130 hessische Innenstadtlagen umgesetzt. Dies sollte nun auch für den Ort Offenbach-Bürgel realisiert werden. Hierfür wurden zwei eingescannte Katasterwerke aus den Jahren 1843–1846 sowie 1892–1906 genutzt. Für diese beiden Zeitschnitte wurden jeweils die Flurübersichten sowie die Parzellenkarten mit den bebauten Gebieten mithilfe des Geoinformationssystems QGIS georeferenziert und auf das aktuelle Liegenschaftskatasterinformationssystem ALKISLiegenschaftskarten projiziert. Das daraus entstandene Kartenmaterial wurde in das Modul „Urkataster+“ eingepflegt und ist nun frei zugänglich.Öffnet sich in einem neuen Fenster

In der Kategorie „Atlanten und Karten“ in LAGIS ist auch die interaktive Kartenanwendung „Topografischen Karten“ zu finden, anhand der dank unterschiedlicher Zeitschnitte die topografische Entwicklung der Kulturlandschaft, der Verkehrsentwicklung sowie der Siedlungsentwicklung Hessens nachvollzogen werden können. Neben hessenweiten topografischen Karten, vorwiegend im Maßstab 1:25.000, sind auch regional verfügbare topografische Karten in dieser Anwendung enthalten. Diese Karten stützen sich auf einzelne kartografische Aufnahmen für die Vorgängerstaaten Hessens im 19. Jahrhundert. So ist für das Herzogtum Nassau ein topografisches Kartenwerk aus dem Jahr 1848 (Stand der Aufnahme: 1819), für das Großherzogtum Hessen aus den Jahren 1850 bis 1860, für das Kurfürstentum Hessen aus den Jahren 1840 bis 1861 und für das Fürstentum Waldeck aus den Jahren 1850 bis 1863 vorhanden. Innerhalb dieser regionalen Darstellung fehlte allerdings eine topografische Karte für die Stadt Frankfurt am Main, da sie bis 1866 als Freie Stadt eigenständig war, zu keinem der genannten Staaten gehörte und somit auch nicht in o.g. Werken kartiert war. Um den Bereich um Frankfurt in die Anwendung zu integrieren, wurde eine digitalisierte Karte der Umgegend der Stadt aus dem Jahr 1865 mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet und mit QGIS georeferenziert. Anschließend wurde sie in das LAGIS-Modul „Topografische Karten“ integriert und vervollständigt nun die verfügbaren topografischen Karten.Öffnet sich in einem neuen Fenster

Ein Praktikum am Hessischen Institut für Landesgeschichte bietet die Möglichkeit, zahlreiche Einblicke in die vielen verschiedenen Arbeitsbereiche des Instituts zu erhalten und ist daher allen Studierenden der Geschichtswissenschaft sehr zu empfehlen. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zum Gelingen des Praktikums beigetragen haben, insbesondere Niklas Alt und Marco Müller, die maßgeblich für die Inhalte des Praktikums verantwortlich waren.

Matthias Schichtel, Praktikant am Hessischen Institut für Landesgeschichte (4.–29.9.2023).

 

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