Prof. Dr. Ulrich Ritzerfeld bei der Eröffnung des Landesgeschichtlichen Kolloquiums im Sommersemester 2025

Landesgeschichtliches Kolloquium

Mit rund 40 Beteiligten fand am 4. Juli das Landesgeschichtliche Kolloquium des Sommersemesters 2025 in Marburg statt.

Am 4. Juli fand das Landesgeschichtliche Kolloquium des Sommersemesters 2025 in Marburg statt.

Die seit einigen Jahren vom Hessischen Institut für Landesgeschichte gemeinsam mit der Professur für Deutsche Landesgeschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführte Veranstaltung erfreute sich auch in diesem Sommer großen Zulaufs: Rund vierzig Landeshistorikerinnen und Landeshistoriker diskutierten über Themen unterschiedlicher Epochen und Untersuchungsräume. Zu den Teilnehmenden gehören traditionellerweise neben wissenschaftlichen Nachwuchskräften und Absolventen Berufstätige aus dem universitären Spektrum, aus Archiven, Museen, Schulen, dem kirchlichen Bereich oder dem Personenstandsarchiv. Durch ihre Teilnahme dokumentieren sie ihr Interesse an einer interdisziplinären Veranstaltung, deren Ziel die Vernetzung von Forschung und Lehre mit Berufspraxis ist.

Zum Auftakt stellte Daniel Ristau (HIL) das Projekt Synagogen in Hessen mit seinen Nutzungspotenzialen vor. Miriam Rönnqvist fragte im Anschluss nach den Wurzeln der Beziehungen des schwedischen Reiches zur Landgrafschaft Hessen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und konstatierte wirtschaftlichen Austausch und Netzwerkbildung bereits seit dem 15. Jahrhundert. Seine Untersuchung der Finanzverwaltung und Wirtschaftsführung am Übergang von Spätmittelalter und Früher Neuzeit führte Patrick Woll (Archivschule Marburg) am Beispiel des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken durch und bescheinigte diesem eine vergleichsweise fortschrittliche Struktur mit einheitlichem Regelwerk. Der sorgsame Umgang mit Ressourcen und Überschüssen erlaubte dem noch jungen Fürstentum eine geregelte Überschussabschöpfung. Einen Einblick in zeitgeschichtliche Netzwerkbildung bot der Vortrag von Benjamin Müsegades (HIL), der die Berufungen von Peter Moraw nach Bielefeld und Gießen 1972/73 anhand zugänglicher Gutachten und Korrespondenzen erörterte. Im besten Sinne interdisziplinär war der Beitrag von Ulrich Klein (Marburg), der die Geschichte des Marburger Kugelhauses kunst- und baugeschichtlich vorstellte. In ihrem Vortrag über die Frömmigkeit in den Selbstzeugnissen Graf Wolrads II. von Waldeck konnte Carina Müller (Gießen) auf umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen zurückgreifen. An waldeckischen Beispielen stellte Otfried Krafft (Marburg) Tätigkeit und Wirkung der westfälischen Feme (ca. 1370–1550) vor, wobei er auf zahlreiche noch unbeachtete Quellenbestände in Archiven hinwies. Im Spiegel der Stiche von Matthäus Merian dem Jüngeren und Galeazzo Gualdo Priorato beleuchtete Holger Gräf (Marburg) das Medienspektakel um die Kaiserkrönung Leopolds I. 1658. Zum Abschluss stellte Andrea Pühringer die Auswertungspotenziale der Bad Homburger Kur- und Fremdenlisten vor, die in digitalisierter Form bislang unerkannte und ungenutzte Zugriffsmöglichkeiten bieten.

An die breitgefächerten Beiträge schlossen sich mitunter kontroverse Diskussionen an, aus denen vor allem die Referentinnen und Referenten Anregungen für ihre Projekte ziehen können. Die Veranstaltung wurde von Christine Reinle (Gießen) und Ulrich Ritzerfeld (Marburg/Gießen) moderiert. Das nächste Landesgeschichtliche Kolloquium findet am Ende des Wintersemesters 2025/26 statt, Details hierzu werden rechtzeitig bekanntgegeben.