von links nach rechts: Dr. Thomas Heiler, Prof. Dr. Holger Thomas Gräf, Dr. Johannes Kistenich-Zerfaß, Niklas Alt, Philipp Peter und der ehemalige Oberbürgermeister, Gerhard Möller

Restaurierter Kircher-Plan von 1727 in Fulda

Am 28. November 2024 fand in Fulda eine Veranstaltung zur Präsentation eines der bedeutendsten Dokumente der Fuldaer Stadtgeschichte statt: der sogenannte „Jestaedt- oder Kircher-Plan“ aus dem Jahr 1727. Dieses einzigartige Kartenblatt wurde nach einer aufwändigen Restaurierung für einen Tag nach Fulda zurückgebracht und stieß auf großes Interesse.

Der „Kircher-Plan” 

Der „Kircher-Plan” ist eine etwa 1,40 Meter hohe und 1,70 Meter breite, farbig gestaltete Karte, die im Jahr 1727 im Zuge einer Katasteraufnahme der Stadt Fulda erstellt wurde. Ursprünglich diente sie der exakten Festsetzung der Grundsteuer und dokumentiert detailgetreu die damals bebauten und unbebauten Grundstücke in Fulda. Sie enthält eine durchgehende Nummerierung der Anwesen, die mit einer zeitgenössischen Katasterbeschreibung verknüpft ist, und liefert wertvolle Informationen über Hausbesitzer und die Art der Bebauung bzw. Flächennutzung.

Dieses Meisterwerk ist nicht nur für die historische Stadtforschung von unschätzbarem Wert, sondern auch für die Familienforschung und die Denkmalpflege. Seit 1875 wird das Original im Staatsarchiv Marburg aufbewahrt, konnte jedoch aufgrund seines schlechten Erhaltungszustandes lange Zeit nicht genutzt werden. In diesem Jahr wurde es mithilfe einer von der Stadt Fulda finanzierten Restaurierung vor dem Verfall gerettet.

Expertenvorträge zur Bedeutung und Restaurierung

Im Rahmen der Veranstaltung beleuchteten namhafte Experten verschiedene Aspekte des Plans und seiner Restaurierung:

Dr. Thomas Heiler (Kulturamtsleiter Fulda) berichtete über die Arbeiten und Forschungen von Aloys Jestaedt, der den Plan 1936 kopierte und für die Forschung zugänglich machte.

Dr. Johannes Kistenich-Zerfaß (Präsident des Hessischen Landesarchivs) erklärte die Herausforderungen und Maßnahmen der aufwändigen Restaurierung, die von einer spezialisierten Firma durchgeführt wurde.

Prof. Dr. Holger Thomas Gräf (Hessisches Institut für Landesgeschichte) hob die Bedeutung historischer Katasterkarten für die Stadt- und Regionalforschung hervor.

Niklas Alt (Hessisches Institut für Landesgeschichte) stellte die Einbindung des Plans in das Projekt „Urkataster+Öffnet sich in einem neuen Fenster“ vor.

Philipp Peter präsentierte Ideen für ein zukünftiges digitales Gebäudebuch der Stadt Fulda.

Restaurierung und Digitalisierung für die Zukunft

Die Restaurierung des Kircher-Plans war nicht nur darauf ausgelegt, die fragile Papiersubstanz zu stabilisieren, sondern auch die historischen Informationen wieder besser sichtbar zu machen. Neben der Restaurierung wurde ein hochwertiges Digitalisat angefertigt, das künftig der Forschung online zur Verfügung steht, um den Zugang zu diesem einmaligen Dokument zu erleichtern.

Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und verdeutlichte das öffentliche Interesse an der Geschichte der Stadt Fulda und der Bedeutung dieses einzigartigen Plans.