Unikale Karte eines hessischen Kriegsschauplatzes

Manuskriptkarte von einem fast vergessenen Kriegsschauplatz

Unikale Karte eines hessischen Kriegsschauplatzes im Österreichischen Erbfolgekrieg in einem Konvolut ersteigert.

Denkt man an den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) oder die damit verschränkten ersten beiden Schlesischen Kriege (1740–1742 und 1744/45), fallen einem die Kriegsschauplätze in den Österreichischen Niederlanden oder in Schlesien und Böhmen ein. Tatsächlich waren aber auch die rechtsrheinischen Gebiete Schauplatz von Schlachten und viele Orte litten unter monatelangen Einquartierungen der gegnerischen Truppen, die nach Zehntausenden zählten.

Mit dem Tod des Wittelsbacher Kaisers Karls VII. im Januar 1745 und der daher anstehenden Kaiserwahl in Frankfurt am Main hatte das Rhein-Main-Gebiet an strategischer Bedeutung gewonnen. Französische und österreichische Truppen standen sich hier in stetig wechselnden Stellungen bis Mai 1745 gegenüber, ohne dass es zu Gefechten gekommen wäre. Im Juni 1745 traf Franz Stephan (1708–1765), Großherzog von Lothringen und Ehemann Maria Theresias von Österreich (1717–1780), beim österreichischen Heer ein, um Frankfurt als Ort der bevorstehenden Kaiserwahl zu schützen und seine militärische Macht gegenüber den Kurfürsten von Köln und Mainz zu demonstrieren, die in der Frage der Wahl noch als unentschlossen galten.

Einen optischen Eindruck der Lage vermittelt die kolorierte, mit der Feder gezeichnete Manuskriptkarte „Plan du Camp de Steinheim occupé par l’Armee de S.A.S. Mgr. de Prince de Conti“ (Privatbesitz). Die 17,3 x 24 cm große und ungefähr geostete Karte zeigt relativ genau die Grundrisse der Siedlungen und die Verkehrswege sowie die einzelnen Gebäude im Gelände, etwa die Kapellen (Chap.) oder die Höllenziegelei (Briquerie) sowie die Fasanerie. Der Zeichner kannte also die Örtlichkeiten wohl vom Augenschein. Allerdings beschriftete er Klein Auheim fälschlicherweise mit „Gros Hainstatt“. Dies lässt den Schluss zu, dass er ein Angehöriger der französischen Armee war, denn hinter „Son Altesse Sérénissme Monseigneur Prince de Conti“ verbirgt sich Louis de Bourbon-Condé (1709–1771), der Oberbefehlshaber der französischen Truppen.

Die auf den 25. Juni 1745 zu datierende Karte zeigt die Stellungen der französischen Truppen unmittelbar vor ihrem Abmarsch. Aufgrund von Krankheiten und der ungünstigen Versorgungssituation zogen sie sich Ende Juni auf das linke Rheinufer zurück. (siehe auch Anonymus: Diarium von der Campagne am Rhein=Strohm im Jahre 1745Öffnet sich in einem neuen Fenster. So konnten sich kurz darauf das Kurfürstenkolleg und zahlreiche Reichsstände in Frankfurt sammeln. Am 13. September 1745 wurde Franz Stephan dann von sieben der neun Kurfürsten zum Kaiser gewählt und am 4. Oktober im Kaiserdom St. Bartholomäus als Franz I. gekrönt.

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