Aus Anlass des 250. Jahrestages der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 2026 veranstalteten das Hessische Institut für Landesgeschichte (Marburg) gemeinsam mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Hochtaunuskreis Bad Homburg am 21. und 22. November 2025 eine internationale Fachtagung, die sich mit der Beziehungsgeschichte zwischen dem Raum des heutigen Bundeslandes Hessen und Nordamerika auseinandersetzte. Die Tagung fand im Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg statt.
Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, erklärte: „Die Tagung hat einen wichtigen Beitrag geleistet, das facettenreiche Geflecht hessisch-amerikanischer Beziehungen differenziert zu beleuchten und populäre Wahrnehmungen kritisch zu hinterfragen. Mit den USA existieren über 130 Hochschulkooperationen, allein 40 mit unserem Partnerbundesstaat Wisconsin. Dies zeigt, auf welchem Fundament die transatlantischen Beziehungen beruhen – einem Fundament, das auf der gemeinsamen Überzeugung basiert, dass Bildung nicht spaltet, sondern verbindet. Mein besonderer Dank gilt dem Hessischen Institut für Landesgeschichte, das mit dieser Tagung erneut seine große wissenschaftliche Bedeutung unterstreicht, sowie Kooperationspartnern für ihre Unterstützung.“
Zahlreiche Vorträge nahmen die vielfältigen transatlantischen Wechselbeziehungen in Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft in den Blick. Dabei wurde auch in die Zeit vor dem Unabhängigkeitskrieg nicht außer Acht gelassen, denn bereits im 17. und 18. Jahrhundert sorgten die dynastischen und politischen Beziehungen in die Niederlande und nach Großbritannien dafür, dass Auswanderer aber auch Soldaten aus Hessen nach Amerika gingen. Der Einsatz hessischer Soldaten im Unabhängigkeitskrieg hatte schließlich zur Folge, dass fast jeder jemanden kannte, der über die Neue Welt aus eigener Anschauung berichten konnte.
Die insgesamt 16 Vorträge teilten sich in vier Themenblöcke auf, die entsprechend auf Religion und Politik, Kultur und Musik, Kunst und Literatur sowie Ökonomie und Kurwesen vertieft eingingen. Um die Vielfalt des Themas möglichst anschaulich und plastisch zu zeigen, wurden die Facetten der transatlantischen Beziehungen anhand von konkreten Beispielen abgehandelt. Dabei wurde inhaltlich und zeitlich ein weiter Bogen gespannt, der von den Problemen der lutherischen Kirche im 18. Jahrhundert in Pennsylvania über den „hessischen Karl May“ (den Autor Friedrich Armand Strubberg) bis zu der Amerikanisierung der Wirtschaft nach dem 2. Weltkrieg reichte.
Der hessische Einfluss auf die Vereinigten Staaten zeigte sich nicht nur in der bis heute andauernden Erinnerungskultur an die „Hessian Mercenaries“, sondern beispielsweise auch durch die Bedeutung hessischer Kurorte für das amerikanische Kurwesen. Auf der anderen Seite wurde der amerikanische Einfluss auf Hessen besonders im 20. Jahrhundert deutlich, etwa mit der Schaffung von Amerikahäusern oder Soldatenklubs in der Nachkriegszeit, aber auch durch amerikanische Stiftungen wie dem Kerckhoff-Institut in Bad Nauheim.
Die Abendveranstaltung, die in der Englischen Kirche stattfand, nahm schließlich den wohl publikumswirksamsten und bekanntesten Aspekt der amerikanisch-hessischen Beziehungen in den Blick: den Militärdienst Elvis Presleys in Hessen. Bei dem Gesprächskonzert kamen neben Erläuterungen von historischen und kulturellen Zusammenhängen auch Lieder des „King“ zu Gehör.
Die Vorträge der Tagung bilden die Grundlage für eine Wanderausstellung, die im August/September 2026 eröffnet und anschließend in verschiedenen hessischen Orten gezeigt wird, sowie einen illustrierten Begleitband, der auch noch weitere Beiträge enthalten wird.