Zum 31. März 2024 konnten die Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain in Wiesbaden (HLB RheinMain) und das HIL ein vom HMWK gefördertes Projekt erfolgreich abschließen. Gegenstand war die Überführung der proprietären Sacherschließung der Hessischen Bibliographie (HessBib) in Normdaten der Gemeinsamen Normdatei (GND).
Seit 50 Jahren erfasst die Hessische Bibliographie die gesamte landeskundliche Literatur über Hessen. Grundlage sind die Bestände der Pflichtexemplarbibliotheken in Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Kassel und Wiesbaden. Gemeinsam bilden sie die AG Hessische Bibliographie. Aktuell (30.4.2024) verzeichnet die Hessische Bibliographie etwa 345.500 ‒ mehrheitlich unselbstständige! ‒ Titel.
Für die sachliche Erschließung der in der Hessischen Bibliographie verzeichneten Titel war ursprünglich ein bis 2016 gepflegtes proprietäres, zuletzt rund 32.000 Geografika, Personen, Körperschaften und Sachbegriffe umfassendes Schlagwortsystem entwickelt worden. Es erlaubte die auf einheitlichen Identifikatoren und Vorzugsbenennungen basierende Verknüpfung mit der in der Bibliographie verzeichneten landeskundlichen Literatur. Zu Beginn des hier behandelten Projekts waren fast 590.000 Verknüpfungen zwischen HessBib-Titeln und proprietärem Schlagwortsystem zu verzeichnen.
Dem proprietären HessBib-Sacherschließungssystem fehlte aufgrund stark eingeschränkter Interoperabilität und Nachnutzbarkeit die für eine zeitgemäße Nutzung erforderliche Erfüllung der sogenannten FAIR Data Principles (findable – auffindbar, accessible – zugänglich, interoperable – interoperabel, reusable – wiederverwendbar). Leitfrage bzw. Motivation für das hier beschriebene Projekt war daher:
Wie können Digitalisate von Kulturgut mit dem seit Generationen erarbeiteten, in zahlreichen Publikationen manifestierten Wissen über selbiges zusammengebracht werden?
Die Überführung von 32.000 zuvor nicht nachnutzbaren Stammdaten in das Normdatensystem der GND sollte sicherstellen, dass die vielen Tausend in den hessischen Kulturerbeeinrichtungen entstandenen und zukünftig entstehenden Digitalisate mit wissenschaftlicher Literatur verknüpft werden können. Dies geschieht vorzugsweise über Graphen-Technologien wie den GND Explorer.
Mithilfe der SRU-Schnittstelle (SRU = Search/Retrieve via URL) der Deutschen Nationalbibliothek wurde für jedes der genannten 32.000 Schlagwörter der Hessischen Bibliographie maschinell überprüft, welche möglichen Entsprechungen in der GND vorliegen. Die Ausgabe der hierfür entwickelten Anwendung führt alle ermittelten Entsprechungskandidaten auf, wobei der wahrscheinlichste markiert wurde. Die Zuordnungen galt es anschließend intellektuell zu überprüfen, was durch hierfür eigens geschulte studentische Hilfskräfte geschah. Die so entstandenen und verifizierten Konkordanzen werden zeitnah von der hebis-Verbundzentrale eingespielt. Insgesamt konnten mehr als 87 Prozent der Verknüpfungen zwischen der Hessischen Bibliographie und ihrem proprietären Sacherschließungssystem „GNDisiert“ werden.