Nach drei Jahren intensiver Forschungsarbeit endet das Forschungsprojekt „Aufarbeitung der NS-‚Euthanasie‘ in den Zwischenanstalten von Hadamar“. Das Forschungsteam hat während der Bearbeitungszeit durch zahlreiche Veranstaltungen, Vorträge sowie Kooperationen mit Gedenkstätten und Fachkreisen die wissenschaftliche Auseinandersetzung gefördert und dieses erinnerungspolitisch wichtige Thema in die Öffentlichkeit getragen. Teile der Forschungsergebnisse zu den hessischen Tatorten der „Euthanasie“-Verbrechen wurden laufend im NS-Topografie-Modul des Landesgeschichtlichen Informationssystems (LAGIS) dokumentiert und so bereits während der Projektlaufzeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die vollständigen Ergebnisse werden im kommenden Jahr in zwei Publikationen präsentiert.
Von Beginn an legte das Projektteam großen Wert auf den Austausch mit Expert:innen, Gedenkinstitutionen, zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und für die Erinnerungspolitik zuständigen Politiker:innen. Diese Begegnungen unterstrichen die hohe Relevanz des Projekts für die politische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und die Gedenkkultur in Hessen. Regelmäßig fanden unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure Treffen mit einem dem Projekt vom Wissenschaftsministerium (HMWK) zur Seite gestellten wissenschaftlichen Beirat statt, in denen der Fortschritt präsentiert und strittige Fragen in einer produktiven und offenen Gesprächsatmosphäre diskutiert wurden. Das Projektteam stellte seine Ergebnisse zudem auf nationalen und internationalen Konferenzen vor, darunter auf wichtigen Fachtagungen von Psychiaterinnen und Psychiatern. In Hessen wurden zudem Veranstaltungen an den ehemaligen Tatorten der NS-Medizinverbrechen durchgeführt, so in Idstein, Weilmünster und Hadamar. Eine im Wintersemester 2022/23 an der Philipps-Universität Marburg angebotene Lehrveranstaltung mit Exkursion in die Gedenkstätte Hadamar fand großen Zuspruch bei den Studierenden.
Ein bedeutender Meilenstein des Projekts war die in Marburg unter Federführung des Hessischen Instituts für Landesgeschichte abgehaltene Fachtagung „‚Zwischenanstalten‘. Ein besonderer Typus Anstalt im Nationalsozialismus?“, an der mehr als 70 Personen teilgenommen haben. Die Tagung hat im September 2023 sowohl den wissenschaftlichen Austausch gefördert wie auch eine erfreuliche öffentliche Resonanz erfahren. Das Thema wurde unter anderem durch Beiträge in der Oberhessischen Presse und der Hessenschau einer überregionalen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im Laufe des Jahres 2025 werden die Monografie von Dr. Steffen Dörre sowie ein Tagungsband von Dr. Steffen Dörre, Tobias Karl M.A. und Prof. Dr. Sabine Mecking erscheinen. Diese Publikationen werden einen wichtigen Beitrag zur Forschung über die NS-„Euthanasie“ und die hessischen „Zwischenanstalten“ leisten und den lokalen Initiativen helfen, die Frage zu beantworten, wie heute an den ehemaligen Tatorten ein würdiges Gedenken und ein wirkungsvolles Erinnern aussehen kann.
Das Projektteam blickt auf drei erfolgreiche Jahre zurück. Es hat nicht nur die wissenschaftliche Debatte bereichert, sondern auch die öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen der NS-„Euthanasie“ in Hessen angeregt. Die anstehenden Publikationen werden einen nachhaltigen Beitrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der „Euthanasie“ und den hessischen „Zwischenanstalten“ leisten. Das Projektteam dankt allen Beteiligten für die Unterstützung und freut sich darauf, die Ergebnisse im kommenden Jahr der Öffentlichkeit präsentieren zu können.