Das Langzeitprojekt schlechthin in der Kartographie des HIL ist der Hessische Städteatlas. Als Teil eines international angelegten Vorhabens soll jede der rund 140 Städte in Hessen, die bereits im Mittelalter Stadtrecht besaßen und es bis heute innehaben, mit einer eigenen Mappe ausgestattet werden. Die 18. und aktuellste Publikation der Reihe konnte 2019 unter der Federführung von Dr. Andrea Pühringer veröffentlicht werden und widmet sich der osthessischen Metropole Fulda. Ab sofort steht die digitale Variante kostenlos in LAGIS unter https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/browse/id/18/page/9/sn/statl zur Verfügung.
Fulda stellt nicht nur die erste Stadt im gleichnamigen Landkreis dar, die im Zuge des Projektes bearbeitet wurde, sondern zugleich auch die bisher – sowohl auf die Fläche als auch die Einwohnerzahl bezogen – größte. Der umfangreiche Kartenkanon umfasst als Herzstück die Umzeichnung der ersten exakten Katasterpläne aus den 1840er Jahren, zwei Karten zur Siedlungsentwicklung von den Anfängen im Mittelalter bis heute, eine moderne Stadtkarte sowie zahlreiche Ansichten, Altkarten, Pläne und Bauzeichnungen. Als besonderes Highlight zeigt eines der sogenannten Sonderblätter zwei Rundpanoramen Fuldas. Daneben enthält die Mappe einen stattlichen Begleitband, der in der gedruckten Ausgabe auf zwei Texthefte aufgeteilt war. Dieser liefert einen kompakten historischen Abriss, gibt Erläuterungen zu den Karten sowie Auskunft über die für die Siedlungsentwicklung bedeutsamen Bauten und Anlagen im Gebäudeverzeichnis, verweist auf Literatur und Quellen und beinhaltet weitere Abbildungen.
Die Karten können, ebenso wie die vorherigen Mappen, als JPG, PDF oder per Zoomify abgerufen werden. Dennoch ist insbesondere das Kernstück des Atlas, die umgezeichnete Katasterkarte von 1842–1844, deutlich zukunftsfähiger als die bisherigen Versionen (obgleich diese vektorbasierten Geodaten erst nach dem Relaunch von LAGIS öffentlich zugänglich sein werden): Ihre Erstellung erfolgte nahezu ausschließlich im GIS, was neben einem Raumbezug zudem die direkte Anbindung von Metadaten erlaubt. Hierunter sind nicht nur der für die Vermessung verantwortliche Geometer, Aufnahmedatum und aufbewahrendes Archiv zu zählen, sondern insbesondere die Informationen aus den zu den Karten gehörigen Flurbüchern, die für jedes Flurstück Besitzer, Größe, Funktion und Zweck von Gebäuden bzw. Nutzung landwirtschaftlicher Flächen sowie deren damalige Besteuerung listen. Darüber hinaus können die einzelnen Objekte (Häuser, Parzellen, Straßen etc.) mit beliebigen zusätzlichen Daten verknüpft werden und sind somit optimal für weiterführende Arbeiten nutzbar. In einem kleineren Rahmen ließ sich so bereits das Folgeprojekt „Grün in Fulda“ (https://www.lagis-hessen.de/maps/gruen-in-fulda/home – siehe Newsletter 10/2023) realisieren. Dank der außerordentlich guten und fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Stadt Fulda, allen voran mit Stadtarchivar und Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler, soll dieses Jahr ein weiteres Projekt in noch größerem Rahmen angegangen werden; genaueres dazu erfahren Sie zu gegebener Zeit hier in unserem Newsletter.