Menschenansammlung am Tag der Grenzöffnung

Vor 35 Jahren geschah Weltgeschichte

Mit der Öffnung der Berliner Mauer und der Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik am Abend des 9. November 1989 wurde die jahrzehntelange Teilung von Ost und West überwunden.

Dieser Tage vor 35 Jahren geschah Weltgeschichte: Mit der Öffnung der Berliner Mauer und der Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik am Abend des 9. November 1989 wurde die jahrzehntelange Teilung von Ost und West überwunden. Binnen kurzer Zeit entstanden auch zwischen Hessen und Thüringen neue Grenzübergangsstellen. Besonders zügig wurde dies zwischen Philippsthal (Hessen) und dem auf der anderen Seite der Werra gelegenen Städtchen Vacha (damals Kreis Bad Salzungen/Bezirk Suhl) umgesetzt. 28 Jahre, nachdem die Straßenverbindung zwischen den beiden Orten gekappt worden war, wurde die Steinbrücke über den Fluss wieder geöffnet – nur drei Tage nach der Grenzöffnung in Berlin, am 12. November 1989.

In einem logistischen Kraftakt wurden in Philippsthal in kürzester Zeit die notwendigen Vorbereitungen getroffen: die Grenzbarrieren wurden beseitigt, Bargeld wurde beschafft, um das Begrüßungsgeld an die Bürgerinnen und Bürger aus der DDR auszugeben (was in der Sparkasse und dem Rathaus geschah), Geschäfte hatten an jenem Sonntag geöffnet. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, dass die ankommenden Autos aus der DDR jubelnd begrüßt worden seien, es sei gewunken, gelacht und gehupt worden: „Die Straßen, die Wege, in der Nähe der Grenze gewöhnlich wie ausgestorben, sind voll Leben, voll hektischem Treiben.“ (FAZ vom 13.11.1989, S. 4: Auf dem Trabi steht „Nur zu Besuch“).

Dass an diesem Tag Geschichte geschrieben wird, war auch Burkhard Helfenritter aus Fronhausen bei Marburg klar. Er schnappte sich seine Kamera, fuhr nach Philippsthal und hielt das zeithistorische Ereignis fest. Anhand der von ihm gemachten Fotografien bekommt man einen plastischen Eindruck von einem sonnigen Herbsttag, an dem sich Menschen begegneten, die es nur wenige Tage vorher vielleicht für völlig abwegig gehalten hätten, die innerdeutsche Grenze geöffnet zu sehen. Er dokumentiert die lange Schlange von Kraftwagen aus der DDR, Menschen, die den Ankommenden Blumen überreichten, die langen Schlangen vor der Sparkassenfiliale und dem Rathaus sowie den völlig überfüllten Parkplatz des örtlichen Edeka-Marktes. Es habe keinen Tag gegeben, nicht vorher und nicht nachher, sagt er, an dem er so viele glückliche, lächelnde Menschen gesehen habe.

Sein dokumentarisches Interesse ging aber noch weiter: Zwischen 1990 und 1992 besuchte er die dann schon ehemalige Grenze nochmals: Wo im Juni 1990 ein provisorisches Grenzhäuschen samt zwei BeamtenÖffnet sich in einem neuen Fenster zu sehen sind, wurden 1992 bereits alle Spuren der ehemaligen Grenze getilgt. Zudem hat er auch die Grenzanlage bzw. deren Demontage zwischen Dankmarshausen (Thüringen) und Widdershausen (Hessen) dokumentiert.

Das Hessische Institut für Landesgeschichte freut sich sehr, dass Herr Helfenritter diesen hochinteressanten Bildbestand für das LAGIS-Modul „Historische Bilddokumente" zur Verfügung gestellt hat – und dankt dafür noch einmal sehr herzlich. Die insgesamt 29 Fotografien sind unter folgendem Link abrufbar: 

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