„Einschließung einer Festung, Pl. XXXV.“, aus „Beyträge zum practischen Unterricht im Felde für die österreichische Armee“, S. 376 (Privatbesitz)

Karte von Hanau in einem militärtheoretischen Werk

Seltene Karte von Hanau und Wilhelmsbad aus der Zeit der napoleonischen Kriege in einem Konvolut ersteigert

„… der Commandant nimmt seinen Posten im Wilhelmsbad“ – Dieses Zitat stammt aus dem 1811 erschienenen siebten Heft der „Beyträge zum practischen Unterricht im Felde für die österreichische Armee“ (S. 376). Verfasser war kein geringerer als Erzherzog Carl (1771–1847), ein jüngerer Bruder von Kaiser Franz II. und berühmter Sieger über Napoleon in der Schlacht bei Aspern 1808. Die ebenfalls aus diesem Werk stammende Karte von Hanau (einzusehen im Historischen Ortslexikon https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12505Öffnet sich in einem neuen Fenster) ist als Einzelblatt sehr selten und etwa in Arcinsys nicht nachgewiesen.

Im Zusammenhang mit der Errichtung der Bade- und Parkanlage Wilhelmsbad bei Hanau nach 1777 entstand eine ganze Reihe von Planzeichnungen und Karten (etwa von Johann Henrich Zincke https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/17568Öffnet sich in einem neuen Fenster 1779 oder F. Kellermann 1785), die sich allerdings auf Wilhelmsbad konzentrieren. Die vorliegende gewestete Karte zeigt indes auch das weitere Umfeld, von Großauheim im Südosten, Bürgel im Westen und Mittelbuchen im Norden. Eine mögliche Vorlage für den Kupferstecher „Strohe“, zu dem leider nichts weiter bekannt ist, liegt nicht vor. Am ehesten kommt für den zentralen Bereich der Stadt und des Wilhelmsbades die 1795 von Otto Volmar gezeichnete und von Johann Jacob Müller gestochene Karte in Frage (Rauch, Geschichte Hanaus, Band 2, S. 220 f.). Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Erzherzog Carl die Örtlichkeiten selbst vom Augenschein her kannte, war er doch 1794–1796 als Truppenführer und dann wieder ab 1801 als Hochmeister des Deutschen Ordens auch im Rhein-Main-Gebiet mehrfach unterwegs. An vielen Stellen des Textes wird seine genaue Kenntnis der Terrainverhältnisse deutlich, wenn er etwa schreibt, dass zwei Divisionen „den mit einer Mauer umschlossenen Park“ (S. 376) besetzen sollen, womit das Gelände der Fasanerie gemeint ist. Dass er Hanau als Terrain für die zehnseitige Anleitung zur „Einschliessung einer Festung“ in seinen „Beyträgen“ (S. 375–385) wählte, zeigt, welche erhebliche strategische Bedeutung dem Ort zeitgenössisch beigemessen wurde. Tatsächlich spielte die Anlage wenige Jahre später beim Rückzug der Napoleonischen Truppen nach der „Völkerschlacht“ bei Leipzig im Oktober 1813 eine zentrale Rolle. In der Folge trat der österreichische Oberstleutnant Milanes mit einer Denkschrift zur Wiederherstellung der zerstörten bzw. geschleiften Festungsanlagen an die „Kaiserl. Königl. Feld-Genie-Direktion“ in Wien heran.

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