Um die Jahrtausendwende gab es mehrere Projekte auf europäischer Ebene, die sich einem ambitionierten Programm zur Erstellung nationaler historischer Geoinformationssystem (HGIS) verschrieben. Im deutschsprachigen Raum war dies insbesondere das HGIS Germany Projekt am Institut für europäische Geschichte (IEG) in Mainz. Doch schon zum Ende des Jahrzehnts war für viele dieser ambitionierten Projekte die Förderung ausgelaufen, so dass die Systeme mehrheitlich vom Netz genommen wurden, häufig ohne die so aufwändig erstellten Rekonstruktionen und Wissensdatenbanken einer Langzeitarchivierung zuzuführen. Im Falle von HGIS Germany sind immerhin die Geometrien über die Harvard Geospatial Library zugänglich (Suchbegriff HGIS GermanyÖffnet sich in einem neuen Fenster).
Viele der HGIS Projekte verfolgten (und verfolgen) einen Ansatz, bei dem einzelne Zeitschnitte rekonstruiert wurden und in der Folge zahlreiche Geometrien dupliziert werden. So hat sich beispielsweise die Provinz Posen in ihrer territorialen Ausdehnung zwischen 1820 und 1914 nicht verändert, dennoch wird die entsprechende Geometrie in 13 Layern (also einzelnen Datensätzen) dupliziert. Aus Sicht einer effizienten und nachhaltigen Datenhaltung ist dies nicht optimal, da so nachträgliche Änderungen faktisch kaum mehr möglich sind. Auch verhindert die Orientierung an einzelnen Zeitschnitten die Nachnutzung der Daten für Anwendungsfälle, bei denen der zeitliche Fokus nicht abgedeckt wird.
Das HIL verfolgt daher einen Ansatz, bei dem die einzelnen Geometrien mit Lebensspannen versehen werden, also über einen zeitlichen Gültigkeitsraum verfügen. Zusätzlich gehen wir von den kleinsten fassbaren administrativen Einheiten (Gemarkungen) aus. Durch Zugehörigkeiten werden mittels des geografischen Content Management System GeoDjango und der Geodatenbank PostGIS aus diesen Puzzlestücken abgeleitete Geometrien erstellt. Da Geometrien und Zugehörigkeiten logisch voneinander getrennt sind, können Erkenntnisse zum Grenzverlauf in zahlreiche Datenprodukte (Gemeinden, Kreise, Standesämter und anderes) automatisiert integriert werden.
Das Projektteam des HIL dankt den Veranstaltern der Postersession für Ihr Engagement und die Möglichkeit, unseren Ansatz auf dem Historikertag einer breiten Fachcommunity präsentieren zu können. Das Poster ist auf der Forschungsdatenplattform ZenodoÖffnet sich in einem neuen Fenster unter einer Creative Commons Lizenz publiziert.