Das vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst finanzierte Projekt „Arbeitsmigration in Hessen nach 1945“ hat sich ein doppeltes Ziel gesetzt:
zum einen die Veröffentlichung einer gedruckten Quellenedition, die sich vornehmlich an ein wissenschaftliches Publikum richten wird, zum anderen die Erstellung einer digitalen Plattform im Rahmen von LAGIS, die einen breiteren Kreis an Interessierten erreichen will und Inhalte nicht nur in Form von Texten, sondern auch multimedial vermitteln soll. Die zweigleisige Präsentation wird so die multimediale Veranschaulichung mit einer wissenschaftlichen Vertiefung der Thematik verbinden und vielfältige Zugänge eröffnen. Der Zeitrahmen der Forschung erstreckt sich von den 1950er bis zu den frühen 1990er Jahren.
Das Thema der Arbeitsmigration in Hessen soll unter einer Vielfalt von Gesichtspunkten und für die ganze Bandbreite der gesellschaftlichen Funktionsbereiche – Arbeit, Wirtschaft, Recht, Sozialordnung, Politik, Kultur und Religion – behandelt werden. Für die gedruckte Quellenedition wird es auch ein besonderes Anliegen sein, über die behördliche Dokumentation hinaus Selbstzeugnisse zu erschließen, die die Geschichte der Arbeitsmigration aus der Perspektive der Betroffenen schildern. Das Modul in LAGIS wird versuchen, eine größere Vielfalt an Medien und Quellenarten zu präsentieren: Bilder, Briefe, Videos, Zeichnungen, Tagebuchnotizen, etc. Bei beiden Präsentationsformen, der Quellensammlung wie der digitalen Plattform, wird die Frage im Zentrum stehen, welche Erfahrungen von Zugehörigkeit und Fremdheit, Teilhabe und Ausschluss, Identität und Alterität die Arbeitsmigrant:innen in jenen Jahrzehnten gemacht haben. In retrospektiven Interviews sollen Menschen mit Migrationsgeschichte daher auch ihr eigenes Handeln und Erleben – ihre eigene Geschichte – wiedergeben und somit ihre persönlichen Perspektiven erfahrbar machen können. Hierfür suchen wir Menschen, die uns in unserem Projekt unterstützen können. Dabei sind wir auch auf die Mithilfe von Selbstorganisationen, Kulturvereinen, Gemeinden und weiteren Vereinigungen angewiesen, welche sich im Großen wie im Kleinen als Netzwerke von und für Menschen mit Migrationshintergrund herausgebildet haben.
Auch der Austausch mit anderen wissenschaftlichen Projekten zu diesem speziellen, aber auch verwandten Themen ist hierbei wichtig. Er soll im weiteren Verlauf auf unterschiedlichen Ebenen vertieft werden.